
1. Projektjahr
Das Haus am Maiberg konnte fünf Schulen in Südhessen gewinnen, die bereit waren, über die Schuljahre 2007/08 und 2008/09 Projekte der Politischen Jugendbildung und des Demokratie-Lernens (Politikwerkstatt, Medienwerkstatt, SV-Werkstatt) in Kooperation mit dem Haus am Maiberg als außerschulischem Bildungspartner durchzuführen.
Vor dem ersten Projekt-Schuljahr wurde in Kooperation mit dem Hessischen Jugendring eine Fachtagung mit dem Titel „Schule & Jugendbildung – Bildung ist mehr als Schule“ veranstaltet. Hierbei wurden Kooperationsprojekte aus Sicht der Wissenschaft, der Praxis und der Politik beleuchtet und diskutiert, wobei der Blick auch über die Bundesländergrenzen hinweg gerichtet wurde.
Mit Beginn des Schuljahres 2007/08 wurde in zwei Schulen eine SV-Werkstatt gestartet, bei der die Arbeit der Schülervertretungen „von außen“ mit aufgebaut und unterstützt wird. In zwei Schulen wurde eine Politikwerkstatt gegründet, in der zu politischen und gesellschaftlichen Fragen gearbeitet wird (die die Schülerinnen und Schüler interessieren und die sie mitbestimmen können) und in einer Schule wurde der Neustart der Schülerzeitung initiiert und begleitet.
Hinter dem Konzept, das für alle fünf Werkstattprojekte gleichermaßen gilt, steht die Aufgabe der außerschulischen politischen Bildung, die Teilnehmenden dazu zu befähigen, sich als mündige Bürger in der Gesellschaft beteiligen zu können. Die Herausforderung bestand darin, die üblichen Lernorte und Veranstaltungsformate zu verlassen, bzw. neue Ideen für die Implementation in den Alltag des sich wandelnden Lern- und Lebensortes Schule zu generieren.
Dies ist auf ganz unterschiedliche Weisen gelungen:
Politikwerkstatt 1
Mit dem Fachbereichsleiter PoWi einer Gesamtschule bestand bereits aus einem vorangegangenen Projekt ein guter Kontakt. Schnell wurde auch ein gemeinsamer Nenner gefunden und mit der konkreten praktischen Arbeit begonnen. Die Politikwerkstatt richtet sich an Schülerinnen und Schüler der Klassen 9 bis 13, die Teilnahme ist freiwillig und findet zusätzlich zum regulären Unterricht statt.
Im Stundenplan der Schule ist ein Wochendoppelstunde hierfür vorgesehen. In der Praxis hat sich jedoch gezeigt, dass diese Stunde oft nicht von allen wahrgenommen werden kann, da in den unterschiedlichen Jahrgangsstufen oft andere Veranstaltungen terminlich kollidieren. So wird die Doppelstunde in der Regel für organisatorische Absprachen genutzt, und die inhaltliche Arbeit findet in Blockveranstaltungen nach den Methoden außerschulischer politischer Bildungsarbeit statt (oft am außerschulischen Lernort und auch am Wochenende).
Die Themenfindung wird zu Schuljahresbeginn bzw. Schuljahresende gemeinsam mit den Teilnehmenden erarbeitet. Geleitet bzw. betreut wird die Politikwerkstatt im Tandem, bestehend aus einer Lehrkraft und einem Referenten des Haus am Maiberg. Neben den gemeinsamen Veranstaltungen finden einige Prozesse auch in selbstorganisierten Kleingruppen statt. Das erste Projektjahr stand unter dem Thema Globalisierung und Nachhaltigkeit. (15 Teilnehmende)
Politikwerkstatt 2
Mit einer Haupt- und Realschule wurde gemeinsam Neuland betreten. Der Schulleiter setzte sich selbst als PoWi-Lehrer einer neunten Realschulklasse ein, mit der die Politikwerkstatt durchgeführt werden sollte. Die Leitung, Betreuung und Absprache der Themen wird hier gemeinsam im Tandem organisiert, wobei die konkrete inhaltliche und methodische Ausgestaltung i.d.R. bei dem außerschulischen Referenten liegt, und die Lehrkraft meist die Rolle eines teilnehmenden Beobachters einnimmt. Die Sitzungen finden zum Teil während der (PoWi-) Unterrichtszeit am Vormittag, und zum Teil in Form von mehrstündigen Blockveranstaltungen am Nachmittag am außerschulischen Lernort Haus am Maiberg statt.
Hier konnte eine Zielgruppe erreicht werden, die normalerweise eher selten an Angeboten der politischen Bildung teilnimmt. (30 Teilnehmende)
SV-Werkstatt
Bei der Arbeit mit Schülervertretungen verfügt die außerschulische politische Bildung über einen reichhaltigen Erfahrungsschatz, der nach der persönlichen Vorstellung bei den zuständigen Lehrkräften gerne von zwei Gymnasien zur Unterstützung der SV angenommen wurde. In den regelmäßigen Treffen werden Grundlagen der SV-Arbeit vermittelt und an konkreten Projekten gearbeitet.
SV-Werkstatt 1
Mit dem Vertrauenslehrer eines Gymnasiums gab es Vorgespräche, eines davon gemeinsam mit der Schülervertretung, um die kommende gemeinsame Arbeit zu besprechen. Die SV-Werkstatt wurde im Folgenden von der außerschulischen Referentin geleitet und betreut, ohne Beteiligung einer Lehrkraft. (8 Teilnehmende)
SV-Werkstatt 2
Die Planungen für das jeweils kommende Halbjahr werden gemeinsam mit einer Lehrkraft (Referendar) und dem Referenten des Haus am Maiberg abgesprochen. Die SV-Werkstatt findet zum Teil in der Schule, zum Teil in Form von Blockveranstaltungen im Haus am Maiberg statt. Der Referendar kann das Projekt im Rahmen seiner Ausbildung in das „Modul 13“, Schule mitentwickeln einbringen. (15 Teilnehmende)
Schülerzeitungswerkstatt
In einer Kooperativen Gesamtschule mit Primarstufe, Internationalem Schulzweig und Gymnasialer Oberstufe wurde eine „eingeschlafene“ Schülerzeitung wiederbelebt bzw. neu aufgebaut. Hier war der Schulleiter sehr schnell bereit, die Unterstützung von außen anzunehmen und auch Kollegen für das Projekt zu begeistern. Neben dem Schulleiter und der Referentin aus dem Haus am Maiberg zählen auch drei Referendarinnen (auch „Modul 13“, vgl. o.) aus den unterschiedlichen Schulzweigen zum Betreuungs- und Leitungsteam. Die Schülerzeitungswerkstatt ist Jahrgangs- und Schulzweigübergreifend und teilweise als AG und WPU zugelassen. Während im ersten Halbjahr fast das ganze Team bei den wöchentlichen Doppelstunden in der Schule präsent war, kristallisierte sich im zweiten Halbjahr heraus, dass es sinnvoller ist, wenn maximal zwei Personen vom Team anwesend sind (jedoch immer die außerschulische Referentin). (20 Teilnehmende)
Fortbildung und Reflexion
Mit den für die Werkstattprojekte eingesetzten (freien) Referenten wurden Fortbildungen und Reflexionseinheiten durchgeführt und der Erfahrungsaustausch untereinander angeregt. Aufgrund der positiven Erfahrungen hiermit, soll dies im zweiten Projektjahr ausgeweitet werden.
Fazit und Ausblick
Es gab zwar bereits vor Schuljahresbeginn Gespräche und Absprachen mit den Schulen bzw. zuständigen Lehrkräften, dennoch musste besonders im ersten Halbjahr noch vieles entwickelt oder überdacht werden. Man kann sogar sagen, dass das ganze erste Schuljahr zum gegenseitigen Kennen lernen von Personen und Organisationen sowie das Bilden des nötigen Vertrauensverhältnisses benötigt wurde. Nach dieser „Schnupperphase“ sollen für das zweite Projekt-Schuljahr die Rollen klar(er) definiert werden.
Teilweise ist es gut, teilweise ist es noch nicht gelungen, die Kooperationsprojekte in den Partnerschulen bekannt zu machen. Durch eine stärkere Präsenz z.B. bei Konferenzen soll im zweiten Projektjahr die Anbindung an die Schulen verbessert werden. Hierdurch soll auch der Kontakt und die Zusammenarbeit mit Elternvertretern bzw. Eltern und anderen Akteuren an der Schule angeregt werden.