
2. Projektjahr
fiB – fit ins Berufsleben
Das vor zwei Jahren begonnene Projekt ist eine Kooperation zwischen der Katholischen Jugendkirche JONA, dem Internationalen Familienzentrum und der Deutschherrenschule, einer reinen Realschule in Frankfurt/Sachsenhausen. Das Projekt bündelt viele einzelne Ansätze und Handlungsstränge der aktivierenden Arbeitswelt bezogenen Jugendarbeit innerhalb und außerhalb der Schule. Als kompetenter Partner der Jugendlichen und des Kollegiums der Deutschherrenschule dient es der Verknüpfung mit den zuständigen kommunalen Akteuren und Institutionen im Rahmen der Rhythmisierung des Schulalltags.
Dabei zielt das Konzept darauf ab, das Selbsthilfepotenzial der Jugendlichen und die Ressourcen des Elternhauses sowie des familiären Umfeldes zu aktivieren und systematisch in die Unterstützungsplanung mit einzubeziehen. Am Ende steht ein junger Mensch, der gelernt hat ein individuelles Netzwerk an Hilfsstrukturen zur Unterstützung seiner persönlichen und beruflichen Ziele zu nutzen.
Jenseits der Schulräume bietet sich das Jugendcafé Orca, das der Jugendkirche angegliedert ist, als Schulungsraum für Trainingseinheiten des Projektes an. Durch die Öffnung der Schule und die Konzentration der Durchführung der außerschulischen Konzeptbestandteile auf das Jugendcafé, wird dieser Ort den Jugendlichen als Treffpunkt vorgestellt, den sie auch sonst nutzen können, um ihre Freizeit zu gestalten.
Das Projekt hat am 01. 07.2007 begonnen und endet am 31.12.2009.
Finanziert wird es vom hessischen Sozialministerium und dem Bistum Limburg, Kooperationspartner sind außerdem das Staatliche Schulamt und das Stadtschulamt.
Zielgruppe
sind die Schülerinnen und Schüler der zwei 8. und drei 9. Klassen der Deutschherrenschule, sowie deren Eltern. Die Schüler/innen sind zwischen 14 und 16 Jahre alt, ca. 50 % von ihnen haben einen Migrationshintergrund. In jeder Klasse sind durchschnittlich zwischen 25 und 32 Jugendliche.
Projektinhalte/Konzeption
Die Berufsorientierung, die Berufsfindung und das Leben in und außerhalb der Schule werden, bis in die Familie hinein, für die betreuten Schüler/innen prozesshaft erlebbar ausgestaltet. Das Projekt ist auf eine durchgängige Begleitung und Förderung von Schüler/innen bis hin zur nachhaltigen Verselbständigung und Integration in die Arbeitswelt angelegt.
- Durch frühzeitige individuelle Berufswegeplanung, durch das Erkennen der eigenen Fähigkeiten und Stärken, werden die Jugendlichen in ihrer Berufswahl unterstützt.
- Das Konzept ist in den Schulalltag eingebunden, bei gleichzeitiger Öffnung der Schule zum Stadtteil hin.
Mit einem Assessment jenseits von Schule, wird ein neuer Abschnitt im Lebenslauf der Jugendlichen gekennzeichnet:
- durch Feststellung des Kenntnis- und Entwicklungstandes sowie der Fähigkeiten und Fertigkeiten der einzelnen SchülerInnen,
- durch den Blick auf das Spektrum des Arbeitsmarktes ,
- durch Abgleich der Anforderungen verschiedener Berufsfelder mit dem persönlichen Profil.
Die durchgängige Begleitung von Jugendlichen führt diese über die Schwelle des ersten Arbeitsmarktes.
Projektablauf
Die mit einer halben Stelle beim Internationalen Familienzentrum e.V. angesiedelte Koordinatorin und eine Mitarbeiterin der Jugendkirche JONA organisierten zum Schuljahresbeginn 2008 eine kurze, in der Schule stattfindende, Kennenlern - Veranstaltung für jede der zwei achten Klassen. Zunächst wurde das Projekt und dessen Sinn und Zweck dargelegt. Nach dem Beantworten entstandenen Fragen, mussten die Schüler ein Partnerinterview (jeweils zwei Personen) führen und die schriftlichen Ergebnisse den Mitarbeiter/innen abgeben.
Durch die Befragung ergaben sich wichtige Informationen über die familiäre Situation, die Hobbys und die Wünsche an das Berufspraktikum und eine weitere Berufsbildung der einzelnen Schüler/innen. Die Auswertung der gesammelten Daten ergaben für die involvierten Mitarbeiter wichtige Informationen, die für die weitere Zusammenarbeit mit den Schülerin-nen und Schülern von großer Bedeutung waren.
Des Weiteren wurde das Projekt den Eltern der Achtklässler erklärt und nahgelegt. Am ersten Elternabend im Schuljahr 2008/2009 haben Mitarbeiter des Internationalen Familienzentrum teilgenommen und sowohl den genauen Verlauf des Projektes, als auch dessen Zweck erläutet. Infomaterial wurde verteilt und entstandene Fragen beantwortet.
Während des gesamten Schulhalbjahres war die Mitarbeiterin des IFZ kontinuierlich an einem festen Tag als Ansprechpartnerin für die SchülerInnen vor Ort an der Schule. In erster Linie galt es, sich um Plätze für das zweite Betriebspraktikum der Neuntklässler zu kümmern, da einige immer noch nicht wussten, was sie gerne machen wollten und wie sie einen Praktikumsplatz finden können. Vielen Jugendlichen konnte erfolgreich unter die Arme gegriffen oder mit ihnen einen Betrieb für das Praktikum akquirieret werden.
In der zweiten Phase fand für beide achten Klassen ein Workshop im Orca von 9.00 – 14.00 Uhr statt. Diese Veranstaltung diente dem näheren gegenseitigen Kennenlernen und dem Intensivieren der Vorinformationen zum Thema „Berufsorientierung“, die während der Kennenlern-Veranstaltung gesammelt wurden. Um die jeweiligen Schüler/innen zu fördern, wurden mehrere kleine Gruppen gebildet. Jeweils acht Schüler aus jeder Klasse durften an einem professionellen Bewerbungsgespräch mit den Mitarbeiter/innen des „Büro Aktiv“ bei laufender Kamera teilnehmen. Die Gespräche wurden, aufgrund der von den Schülern bereitgestellten Bewerbungsunterlagen, vorbereitet. Für die Jugendlichen war diese Gruppe sehr aufregend, da sie zum ersten Mal mit dem Ernst des Berufslebens konfrontiert wurden. Während dessen gab es für die anderen Schüler/innen etliche Angebote zum Thema „Berufsvorbereitung“, die ebenfalls in kleinen Gruppen durchgeführt wurden. In einer der Gruppen wurden die sozialen Kompetenzen in Form von spielerischen Übungen getestet. Schwerpunktthemen dabei waren Kommunikation, Teamfähigkeit, Teamkonflikte, Kooperation und Problemlösungsverhalten. Nach jeder Übung wurde das Verhalten der Gruppe reflektiert und ausgewertet.
In der anderen Gruppe ging es um die Vorstellung neuer Berufsbilder und die Gewinnung von Informationen darüber. Mit Hilfe der Vorinformationen, die die Mitarbeiter/innen des IFZ gesammelt haben, wurden die beliebtesten Berufe ausgesucht. Die Schüler/innen sollten dann mit Unterstützung der ausgewählten Internetseiten und passender Literatur die Informationen zu den beliebtesten Berufen vertiefen und den anderen vortragen. Dies war für die meisten eine sehr schwierige Aufgabe, da sie vieles von den Texten, die sie lesen mussten, nicht richtig verstanden haben. Es machte ihnen aber auch deutlich, wie wichtig es ist, sich rechtzeitig mit der Berufswahl auseinander zu setzen und sich zu informieren. Mit einem abschließenden Wettbewerb im Berufe-ABC konnten die Jugendlichen unter Beweis stellen, wer die meisten Berufe kennt. Die Auswertung am Ende dieser Tage erbrachte eine durchweg positive Resonanz. Abgerundet wurde der Tag mit einem kleinen Imbiss.
In dem zweiten Schulhalbjahr wurde das Assessment mit der Kompetenzfeststellung für die zwei achten Klassen im Internationalen Familienzentrum durchgeführt. Jede Klasse wurde zum Testen in zwei Gruppen aufgeteilt, die an zwei halben Tagen (einmal vormittags, einmal nachmittags) an dem Verfahren teilnahmen. Jede der vier Gruppen wurde noch mal halbiert, so dass Einheiten gebildet wurden, die ca. sechs Schüler zählten. Sie unterzogen sich dem hamet 2 Test (Handlungsorientierte Module zur Erfassung und Förderung beruflicher Kompetenzen), dessen Module nach wissenschaftlichen Kriterien konstruiert wurden und den beruflichen Entscheidungsprozessen dienen.
- Modul 1 erfasst die beruflichen Basiskompetenzen (handwerklich-motorische Fertigkeiten
- Modul 2 überprüft die Lernfähigkeit bezüglich der beruflichen Basiskompetenzen und es kann ein entsprechendes Förderprogramm erstellt werden
- Modul 3 ermöglicht die Erfassung der berufsbezogenen sozialen Kompetenzen
- Modul 4 überprüft einen Aspekt des vernetzten Denkens: die Fehlersuche und
- Problemerkennung
Für diese kann eine diagnostische Unterstützung sehr hilfreich sein. Die Fragen nach der Berufsorientierung und Berufswahl, Übergang Schule-Ausbildung, Integration in die Arbeitswelt, sowie Weiterbildung könnten mit Hilfe dieses Verfahrens beantwortet werden.
Für Berufe mit vorwiegend manueller Tätigkeit steht mit dem hamet 2 ein Verfahren zur Verfügung, mit dessen Hilfe es möglich ist, praktische und soziale Ressourcen zu erkennen – Ressourcen, die mit den üblichen Papier-Bleistift-Verfahren nicht erfasst werden können. Berufliche Kompetenzen lassen sich mit dem Test anforderungsnah, handlungsbezogen und wissenschaftlich gesichert erkennen und fördern. Die Ergebnisse können bei den genannten beruflichen Entscheidungsprozessen allen Beteiligten (Schüler/innen, Eltern, Lehrer/innen, Ausbildungsbetriebe, Kostenträger) zu mehr Orientierung und Transparenz verhelfen.
Mit den achten Klassen wurde in dem zweiten Halbschuljahr eine Veranstaltung durchgeführt, die das gemeinsame Anschauen der Bewerbungsaufnahmen ermöglichte. Jeder Schüler der beiden Klassen bekam die Möglichkeit sich die acht im Herbst aufgenommenen Bewerbungsgespräche anzuschauen und sich konstruktiv dazu äußern.
Darüber hinaus wurden zeitnah mit allen Schüler/innen der ebenfalls achten Klassen Feedbackgespräche bezüglich der Kompetenzfeststellung durchgeführt. Den Schüler/innen wurden die Testergebnisse gezeigt und erklärt und alle erhielten sowohl eine Förderempfehlung, die ihnen hilft sich beruflich besser zu orientieren, als auch eine Teilnahmebescheinigung, die zukünftig den Bewerbungsunterlagen beigelegt werden kann.
Für die neunten Klassen wurde in diesem Halbschuljahr, außer den regelmäßigen Terminen in der offenen Sprechstunde, ein zweitägiges Seminar (mit Übernachtung) zum Thema „berufliche Orientierung“ angeboten. Das Seminar wurde von den Mitarbeiter/innen des Internationalen Familienzentrums in Kooperation mit der Jugendkirche JONA organisiert und durchgeführt. In diesem Rahmen wurde eine ganze Reihe an Workshops und Trainingseinheiten zum Thema angeboten.
Die Schüler/innen der neunten Klassen wurden auf den Besuch der Berufsmesse – „Chancen in der Region Rhein-Main“, die Anfang Juni stattfand, vorbereitet. Die dafür nötigen Bewerbungsunterlagen wurden mit den Schülern in den Sprechstunden erstellt, da auf der Messe die Möglichkeit bestand sich bei vielen Firmen und Betrieben für das kommende Jahr zu bewerben. In einzelnen Fällen wurden Trainingseinheiten: „Wie bewerbe ich mich richtig“, mit dem Schwerpunkt: Selbstpräsentation, durchgeführt.
Anzahl der TeilnehmerInnen an o.g. Veranstaltungen: 45 männl., 32 weibl., 83 Migrationshintergrund, 135 gesamt.